Schematherapie: Warum dieser Ansatz so kraftvoll in der Paartherapie wirkt
Vielleicht kennen Sie das: Sie lieben Ihren Partner oder Ihre Partnerin, aber immer wieder stolpern Sie über dieselben Konflikte. Sie versuchen zu reden, sich zu erklären – und doch fühlt es sich an, als würden Sie aneinander vorbeireden. Das kann frustrierend sein und macht oft ratlos. Genau hier kann die Schematherapie einen neuen Weg eröffnen.
Was ist Schematherapie eigentlich?
Die Schematherapie wurde vom Psychologen Jeffrey Young entwickelt und verbindet verschiedene Therapieformen miteinander – von der kognitiven Verhaltenstherapie über Bindungstheorie bis hin zu emotionsfokussierten Ansätzen. Sie richtet den Blick auf unsere tiefsten emotionalen Überzeugungen und Verhaltensmuster, die wir meist unbewusst aus unserer Kindheit mitbringen.
Diese Muster nennt man „Schemata“. Sie sind sozusagen die inneren Landkarten, die bestimmen, wie wir uns in Beziehungen fühlen und verhalten. Haben wir etwa das Gefühl, nicht genug geliebt oder gesehen worden zu sein, entsteht ein „Verlassenheitsschema“. Oder wenn wir Angst haben, kontrolliert oder verletzt zu werden, kann sich ein „Misstrauens- und Missbrauchsschema“ bilden.
Diese Schemata sind nicht einfach nur Gedanken, sondern echte emotionale Programme, die uns automatisch steuern. Und oft machen sie uns das Leben schwer – besonders in engen Beziehungen.
Warum Schematherapie in der Paartherapie so gut funktioniert
In einer Partnerschaft kommen zwei Menschen mit ihren eigenen, individuellen Schemata zusammen – das ist manchmal wie ein emotionales Aufeinandertreffen verschiedener innerer Welten. Wenn ein Partner zum Beispiel Nähe sucht, der andere aber Angst vor Nähe hat, entsteht schnell ein Teufelskreis aus Rückzug und Annäherung.
Die Schematherapie beschreibt, dass viele Streitigkeiten gar nicht wirklich ums Hier und Jetzt gehen, sondern darum, wie wir in der Vergangenheit verletzt wurden. Das bedeutet: Wir reagieren nicht nur auf unseren Partner, sondern auf alte Wunden, die noch nicht geheilt sind.
Genau hier setzt die Schematherapie an: Sie hilft Paaren, diese verborgenen Muster zu erkennen und gemeinsam zu verstehen. Wenn Sie wissen, warum Ihr Partner auf bestimmte Situationen so reagiert, fällt es leichter, mitfühlend und geduldig zu bleiben – anstatt sich angegriffen zu fühlen.
Außerdem bietet die Therapie Werkzeuge, um diese alten Muster Stück für Stück zu verändern. So können Sie gemeinsam neue, gesunde Wege der Kommunikation und Nähe entdecken. Es geht also nicht nur um Konfliktlösung, sondern um echtes emotionales Wachstum – auf beiden Seiten.
Emotionale Sicherheit als Fundament
Ein zentraler Aspekt der Schematherapie ist die Schaffung von emotionaler Sicherheit. Nur wenn beide Partner sich wirklich sicher und verstanden fühlen, kann eine Beziehung wachsen. Die Therapie unterstützt Sie dabei, eine solche sichere Basis zu schaffen – und zwar eine, die nicht nur auf Hoffnung beruht, sondern auf bewusstem Erkennen und Verstehen.
Diese Sicherheit ist der Schlüssel, um alte Verletzungen loszulassen und Vertrauen wiederaufzubauen.
Quellen und weiterführende Literatur
Young, J. E., Klosko, J. S., & Weishaar, M. E. (2003). Schematherapie: Ein praktischer Leitfaden. Göttingen: Hogrefe.
Young, J. E. (1999). The Schema Therapy Clinician’s Guide. New York: Guilford Press.
https://schematherapie-institut.de (Deutsches Institut für Schematherapie)